Neulich war wieder so ein Moment: Mit etwas Lebens- und Berufserfahrung kennt man sich in vielen Themen gut aus. Alles klar, ich weiß sofort, was in dieser neuen Situation das Problem ist und wie es sich lösen lässt. Lasst mich nur machen… !
Tja, und plötzlich stelle ich fest: Es ist alles ganz anders.
Wie kann das sein? Die Idee des Konstruktivismus ist, dass sich jede und jeder seine eigene Realität erschafft oder konstruiert. Diese Konstruktionen basieren auf unseren Wahrnehmungen der Außenwelt und wie wir diese im Inneren verarbeiten – in Summe ein komplexer Prozess. Erfahrungen aus der Vergangenheit fließen mit ein und bestimmen, wie ich wahrnehme und welchen Reim ich mir auf die Erlebnisse mache. Das ist meine innere Landkarte und „die“ (meine) Realität.
„Wirklichkeit ist eine Schöpfung des Beobachters.
Die innere Landkarte ist nicht identisch mit der äußeren Landschaft.“
Ruth Seliger (aus Das Dschungelbuch der Führung)
Dass die innere Landkarte nicht mit der äußeren Realität übereinstimmt, das erfahren wir in neuen Situationen – wenn es irgendwie nicht so funktioniert wie bisher. Gerade dort liegt aus meiner Sicht die große Stärke des systemisch-konstruktivistischen Beratungsansatzes: Wenn wir uns erlauben, unsere bisherigen Annahmen zu reflektieren, die äußere Landschaft mit Neugierde, wertungsfrei und Mut zu absurden Interpretationen neu zu erkunden – dann können sich auf der inneren Landkarte völlig neue Wege zeigen.
Wer sich dabei von dann alten „Wahrheiten“ und Verhaltensmustern verabschieden kann, wird im Ergebnis mehr Optionen zum Denken, Fühlen und Handeln haben als vorher.
Denn: Es könnte auch alles ganz anders sein! In diesem Sinne, Happy New Year 2024!
PS: … und wer findet, dass 2024 das Jahr für eine neue berufliche Perspektive ist, kann sich in meinem Blog-Artikel „Beruflich Zeit für was Neues? Linkliste zum Thema Bewerben“ inspirieren lassen.
Literatur
- Das Dschungelbuch der Führung, Ruth Seliger
- Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus, Fritz B. Simon
