Rolle & Haltung des Coachs: Kurzer Rückblick auf das Sommersemester 2023

nathan-dumlao-ewGMqs2tmJI-unsplash

Coaching ist mehr als Methoden: Was denke ich über Menschen, mit welcher Haltung führe ich ein Beratungsgespräch – und wie entwickle ich diese Haltung? Es hat mir im Sommersemester 2023 riesigen Spaß gemacht, diese Themen mit einer Gruppe von angehenden Coaches im Master Studiengang Wirtschaftspsychologie an der Victoria Hochschule zu erarbeiten.

Eine der Aufgabenstellungen für die Studierenden war, am Ende des Semesters das eigene Coaching-Konzept entwickelt zu haben. Dieses soll Fragen wie „Wie sehe ich Menschen und insbesondere meine Klienten?“, „Welche Veränderungen halte ich im Coaching realistischerweise für möglich?“ und „Welche Haltung habe ich gegenüber meinen Klienten und warum?“ beantworten.

Welche Rollen habe ich als Coach?

Zunächst ging es um Rollen und Haltungen grundsätzlich. „Sparringpartner“, „Lernbegleiter“, „Ratgeber“, „Geburtshelfer“, das sind nur einige der Rollen, die der Deutsche Bundesverband Coaching (DBVC) für Coaches nennt. Grundlegende, das konkrete Handeln inspirierende Prämissen und Haltungen verbinden theoretische Konzepte und einzelne Interventionen. Ein Beispiel für eine Haltung: „Handle stets so, dass du die Anzahl der Möglichkeiten vergrößerst!“ (Heinz von Foerster)

Wie entwickelt sich die „Profession“ Coaching und was ist im Coaching eigentlich „professionell“, das waren unsere nächsten Leitfragen. Die Profession Coaching wird unter anderem von Verbänden wie dem DBVC oder dem dvct vorangetrieben. Aspekte professionellen Handelns im Coaching sind beispielsweise Mehrperspektivität, dialogische Kompetenz und professionsethisches Handeln.

Professionsethisches Handeln als Coach

Was das genau heißt? Das hat der DBVC in den 11 Prinzipien des Ethik-Kodexes postuliert, die wir gemeinsam durchgearbeitet haben. Dabei war insbesondere im Fokus, wie Coaches die Prinzipien in konkretem Verhalten im Coaching zeigen oder umsetzen können.

Die teilweise recht theoretischen Aspekte machte Prof. Dr. Monika Zimmermann in ihrem Gastvortrag für die angehenden Coaches greifbar. Monika Zimmermann ist Professorin für Sozialpädagogik, Management und Coaching und Mitglied der Geschäftsführung der iba sowie DBVC Senior und Lehr-Coach, Wissenschaftsexpertin im Fachausschuss Forschung und Gutachterin. In ihrem Vortrag spannte sie einen Bogen von der Ethik-Wissenschaft über Werte und Normen und erläuterte die theoretischen Bezüge, die hinter den einzelnen Prinzipien stehen ebenso wie deren praktische Bedeutsamkeit.

 

„Der Mensch als dialogisches Wesen“ ist eines von 11 Prinzipien

So bezieht sie das Prinzip „Der Mensch als dialogisches Wesen“ auf Martin Buber und Carl Rogers und verdeutlicht den Anspruch an Coaches, Dialogbereitschaft und -fähigkeit des Klienten zu fördern – jedoch gleichzeitig dies auch selbst im Coaching-Gespräch zu zeigen und umzusetzen. Das Feedback der Gruppe zum inspirierenden Gastvortrag war eindeutig: Das zu Anfang etwas sperrige Thema Haltung wurde theoretisch verstanden und hat gleichzeitig viel Klarheit für die eigene Anwendung in Beratungssituationen gebracht.

In der Reflexion hat sich die Gruppe überlegt, welche Prinzipien jedem am wichtigsten sind („Entwicklungsoffenheit des Menschen“ war auf Platz 1) und welche Wünsche und Ideen sie für die Weiterentwicklung des DBVC Ethik-Kodex beitragen können. Dazu gehören beispielhaft eine einfachere Verständlichkeit – nicht nur für Coaches, sondern auch für Klienten, sowie eine noch größere Gewichtung der Würde des Menschen. Prof. Dr. Monika Zimmermann hat diese Impulse schon mit in den Sachverständigenrat, in dem sie auch mitarbeitet, mitgenommen. Der DBVC zeigt sich auch hier entwicklungsoffen und freut sich über versierten Nachwuchs mit ebensolchen Impulsen.

Danach ging es um die Arbeitsbeziehung im Coaching und das klientenzentrierte Konzept von Carl Rogers – aber darüber werde ich ein anderes Mal berichten… To make a long story short: Am Ende des Semesters haben zehn tolle angehende Coaches ihre individuellen Coaching-Konzepte präsentiert!

 

Literatur und Verweise

 

Header-Bild: Nathan Dumlao on Unsplash

Präsentations-Folien: aus der Präsentation von Prof. Dr. Monika Zimmermann

Artikel von Stefanie Normann

Stefanie Normann hat 15+ Jahre Erfahrung in Unternehmenskommunikation und Marketing in internationalen Unternehmen sowie Agenturen in Hamburg und Wien, davon über 6 Jahre als Führungskraft. Die Arbeitsschwerpunkte bei Normann Consulting: Kommunikation, Führung, Teamentwicklung und Veränderungsmanagement. Hier im Blog gibt's regelmäßig Tipps und Updates zu diesen Bereichen.