Der Chef ruft an und fragt, ob du die Präsentation für den Kundentermin übermorgen bis heute Abend vorbereiten kannst. Kannst du Nein sagen? Die Kollegin bittet dich, ihre Urlaubsvertretung zu übernehmen. Wie wirst du ihr absagen? Ein Blick auf ein sehr kleines Wort mit häufig großer Wirkung.
Absagen oder Nein sagen ist keine einfache Sache, bei privaten Themen nicht und im Job erst recht nicht. Eine tatsächliche oder gefühlte Asymmetrie zwischen den Gesprächsteilnehmern sorgt dafür, dass eine klare Kante häufig schwer fällt. So kann es funktionieren:
1 Ein neutrales bis ernstes Gesicht machen
Auf jeden Fall nicht lächeln. Die Körpersprache soll das Gesagte unterstützen. Wenn das gesprochene Wort und die nonverbale Aussage im Widerspruch zueinander stehen, dann wird die Körpersprache stärker wahrgenommen. Wenn man also eine Ablehnung ausspricht, dann sollte dies durch den Gesichtsausdruck unterstützt werden. Ansonsten braucht man sich nicht wundern, wenn der Frager hartnäckig bleibt…
2 „Ich melde mich in 20 Minuten.“
Das kann die neue Standardantwort auf jede Frage sein. Damit verschafft man sich selbst etwas Zeit, um genau zu überlegen. Möchte ich das machen? Habe ich die Zeit, die Aufgabe übernehmen? Welche Konsequenzen hätte ein Nein? Genau abgewogen, sagt es sich leichter Nein – mit Argumentation – oder ein überlegtes Ja, mit dem man auch wirklich einverstanden ist.
3 Variationen über „Nein“
Es gibt einige Möglichkeiten, auf eine freundliche, verbindliche Art Nein zu sagen. Damit bleibt man inhaltlich bei der Aussage, zeigt jedoch gleichzeitig, dass einem die Beziehung wichtig ist.
- Das Nein begründen: „Ich kann dir heute nicht helfen, denn ich hole meine Kinder vom Fußball ab.“
- Verständnis zeigen: „Ich sehe, dass das eine schwierige Sache für dich ist. Ich kann dir trotzdem nicht helfen.“
- Danke sagen: „Ich danke dir, dass du an mich gedacht hast. Ich werde leider nicht dabei sein.“
- Nicht vollständig Nein sagen: „Heute geht es nicht.“ Und damit lässt man tatsächlich bewusst die Tür offen für Unterstützung zu einem anderen Zeitpunkt.
4 … und im Job?
Bei den Kollegen oder dem Chef Nein sagen ist natürlich nochmal ein anderes Kaliber. Hier ist zunächst mal wichtig, seinen guten Willen und das Verständnis für das übergeordnete Ziel zu zeigen. Zu einer professionellen Haltung beim Nein sagen gehört auch, dass man nicht laut wird oder beleidigt ist. Aber man muss sich eben auch nicht immer die Wurst vom Brot ziehen lassen. Hier die Variationen über Nein, die nicht nur, aber besonders im Job funktionieren:
- Möglich machen: „Bei der Vorbereitung der Präsentation kann ich nicht helfen, ich kann aber meine Rechercheergebnisse zu XY beitragen.“
- Konsequenzen zeigen: „Ich habe aktuell drei Projekte in der Bearbeitung. Wenn ich den neuen Kunden auch noch übernehme, dann werde ich das Projekt 2 nicht in dem Umfang fertigstellen.“
- Verhandeln, zum Beispiel mehr Zeit: „Ich kann das gerne machen, dafür wird aber das andere Projekt eine Woche später fertig.“
5 Es einfach sagen. Punkt.
Ohne Begründung, ohne Entschuldigung, bei Bedarf wiederholen. Das kann erheblich zu einem souveränen Auftreten beitragen.
Bonus: Die eigene Haltung hinterfragen
Kommunikation ist Übungssache. Wer häufiger geübt hat, dem fällt es leichter. Dabei helfen kann auch, dem eigenen Widerstand auf den Grund zu gehen. Wie gehst du damit um, wenn jemand zu dir „Nein sagt? Akzeptierst du ein Nein sofort oder fragst du hartnäckig nach? Verstehst du ein „Nein“ als Ablehnung und fühlst dich verletzt? Hast du ein schlechtes Gewissen oder Angst vor Konsequenzen?
Zwei Erkenntnisse waren für mich wichtig: Manchmal ist ein klares Nein für alle die beste Lösung. Und ein Nein muss nicht automatisch eine Beziehung beschädigen.
Literaturtipps:
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Bild: Andersen Jensen on Unsplash
