Wenn es in der Videokonferenz emotional wird

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Videokonferenz ist die neue Normalität und nach einigen Herausforderungen läuft die Sache jetzt rund: spannende Tools, schneller zum Punkt, kürzere Termine. Manchmal wird es trotz aller Effizienz auch online emotional: Was tun, wenn es in der Videokonferenz Streit oder Tränen gibt? Einige Ideen dazu.

 

Montagnachmittag, Teammeeting per Zoom, alle haben kurz berichtet, was bei ihnen diese Woche ansteht. Zwei Kollegen beginnen ein Streitgespräch. Das Team hört zu, wie die beiden Kontrahenten langsam in Fahrt kommen. Keiner traut sich, etwas zu sagen. Die Eindrücke rangieren von erstaunt, dass man so miteinander umgeht, über peinlich berührt, dass die Kollegen sich so gehen lassen, bis verärgert, weil es inhaltlich nicht weiter geht. Was tun?

Störungen haben Vorrang

„Störungen haben Vorrang“ ist ein Postulat der Themenzentrierten Interaktion. Und damit packen Sie das Thema sozusagen bei den Hörnern. Die inhaltlichen Fachthemen der Videokonferenz werden gestoppt. An die Gruppe geht die Frage, was los ist. Insbesondere sehr sachorientierte Führungskräfte können erkenntnisreiche Antworten über die Stimmung im Team erhalten.

Wenn es in der Gruppe „nicht rund läuft“ und dies die Bearbeitung von Fachthemen immer wieder beeinträchtigt, ist der Blick auf die Hintergründe besonders wichtig. Es ist eine Aufgabe der Führungskräfte, eine Kultur in einem Team zu schaffen, damit Gespräche mit Fokus auf der Sachebene tatsächlich möglich sind. Gleichzeitig sollte eine Gruppe Vertrauen zu sich entwickeln, um Emotionales konstruktiv auflösen zu können.

Klarheit ist gefragt – besonders in der Videokonferenz

Zwei streiten sich und es geht Ihnen (und meistens dem Rest vom Team auch) über die Hutschnur? Machen Sie eine Ansage! Das ganze Team beobachtet, wie Sie als Führungskraft sich verhalten und erwartet, dass Sie den Rahmen für die Zusammenarbeit nicht nur bestimmen, sondern auch einfordern. Vielleicht kommt es auch zu den unkontrollierten emotionalen Situationen gerade weil es keine festgelegten Rahmenbedingungen gibt.

Schaffen Sie den Rahmen, damit das Team das emotionale Thema gemeinsam lösen kann. Das braucht Zeit und eine einfühlsame Moderation. Oder treffen Sie eine Entscheidung, kommunizieren Sie sie – und setzen sie durch. Nicht nur in diesem Meeting, sondern auch in allen folgenden.

In „New Work“ ist die Führungskraft der Coach

Nicht jeder mag jeden auf die gleiche Art und Weise und manchmal gibt es auch recht unterschiedliche persönliche Ziele. Eine ordentliche Portion Professionalität im Jobkontext darf trotzdem von jedem erwartet werden. Aber Menschen entwickeln sich weiter und wer verhält sich schon zu jedem Zeitpunkt als abgeklärte Persönlichkeit? Im Konzept „New Work“ übernimmt die Führungskraft die Rolle des Coachs und unterstützt Mitglieder im Team auch in ihrer persönlichen Entwicklung.

An dieser Stelle können sich berufliche und private Themen überschneiden: Selbstorganisation, persönliche Zielfindung und der individuelle Umgang mit Konflikten und Herausforderungen außerhalb der Comfort Zone kommen zur Sprache. Und da ist man im Gespräch den Emotionen deutlich näher.

Das (Aktive) Zuhören ist hier ein wichtiger Skill. Geben Sie sich selbst die Zeit zum wirklichen Verstehen der Situation des anderen. Überlegen Sie sich gut, ob Sie wirklich eine Lösung vorschlagen. Die nachhaltigeren Lösungen sind meist die, auf die man selber gekommen ist…

Diese Aspekte des Aktiven Zuhörens funktionieren in Videokonferenzen gut:

  • Beziehung: Nicken, Blickkontakt
  • Inhalt: mit eigenen Worten wiedergeben, Verständnis überprüfen („XYZ, habe ich das so richtig verstanden?“)
  • Gefühle: Gefühle verbalisieren

Lebenszufriedenheit auf Tiefstwert – Empathie ist gefragt

Viele Menschen erleben in Sachen Corona, Homeoffice und Videokonferenz eine extreme Belastung: Im April 2020 war der Wert für die durchschnittliche Lebenszufriedenheit in Europa auf den tiefsten Wert seit 1980 gefallen, ermittelte McKinsey in einer Studie. Dabei ging es nicht nur um Einkommen oder Arbeitsplatzsicherheit, sondern auch um persönliche Gesundheit und Beziehungen.

Was können Unternehmen und Führungskräfte tun? Maßnahmen die das Wohlbefinden befördern, wie psychische Gesundheit und Arbeitsplatzzufriedenheit, sind häufig erstaunlich simpel und kosteneffektiv, meint die Unternehmensberatung. Beziehungen im Kollegenkreis und mit der direkten Führungskraft gehört zu den wichtigsten Faktoren von Engagement und Gesundheit von Mitarbeitern.

Ganz konkret bedeutet dies: Empathie und Dankbarkeit ausdrücken, Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft fördern und den Sinn aufzeigen. Eine virtuelle Kaffeepause ohne inhaltlichen Auftrag oder einfach ein Anruf beim Mitarbeitenden, um zu hören wie es so geht (ohne Kontrollfrage zu Arbeitsergebnissen) sind gute Beispiele. All diese Maßnahmen erfordern keine weiteren Kosten. Jeder von uns kann damit heute noch anfangen.

 

Literaturtipps

 

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Bild: Uriel Soberanes on Unsplash

Artikel von Stefanie Normann

Stefanie Normann hat 15+ Jahre Erfahrung in Unternehmenskommunikation und Marketing in internationalen Unternehmen sowie Agenturen in Hamburg und Wien, davon über 6 Jahre als Führungskraft. Die Arbeitsschwerpunkte bei Normann Consulting: Kommunikation, Führung, Teamentwicklung und Veränderungsmanagement. Hier im Blog gibt's regelmäßig Tipps und Updates zu diesen Bereichen.